3.1.1 Klassen mobiler Anwendungen

Doch wie unterscheiden sich verschiedene mobile Anwendungen für einen Nutzer? Und wie lassen sich diese Unterschiede in eine Ordnung klassifizieren?

Smartphone-Anwendungs-Hierarchie nach Jeremy Monat

Im Juni 2010 veröffentlichte der US-Amerikaner Jeremy Monat auf dem Weblog seines Unternehmens White Glove Apps einen Vorschlag für seine sogenannte „Smartphone-Anwendungs-Hierarchie“ (Monat, 2010). Er versuchte damit zu ergründen, welche Art von Anwendung lohnenswert in der Entwicklung und Nutzung ist.

Er entwarf eine sechsstufige Rangfolge um Anwendungen einstufen zu können:

  • Stufe 0:       Ein Stück Papier könnte die Aufgabe erfüllen.
  • Stufe 1:       Eine Webseite könnte die Aufgabe gleich gut erfüllen.
  • Stufe 2:       Ein nicht-mobiler Computer könnte die Aufgabe erfüllen.
  • Stufe 3:       Die Portabilität des Smartphones macht die Lösung einfacher oder praktischer.
  • Stufe 4:       Die Portabilität, Konnektivität und Rechenleistung des Smartphones macht diese Lösung möglich.
  • Stufe 5:       Nur ein Smartphone kann die Aufgabe auf diese Art und Weise erfüllen.

Jedoch verliert diese auf den ersten Blick noch schlüssige Aufteilung bei näherer Betrachtung der Beispiele des Originaltextes ihre Genauigkeit. Jede Stufe wird durch ein Beispiel einer fiktiven mobilen Anwendung, die den Alltag eines Studenten auf seinem Hochschulcampus vereinfachen soll, untermauert:

  • Stufe 0:       Ein statisches Bild einer Karte des Hochschulcampus ohne jegliche zusätzliche Funktionalität.
  • Stufe 1:       Mehrere statische Bilder der Karte mit jeweils anderen Ausschnitten des Hochschulcampus die sich je nach Bedarf auswählen lassen.
  • Stufe 2:       Nach der manuellen Eingabe einer Position wird der entsprechende Kartenausschnitt des Hochschulcampus geladen.
  • Stufe 3:       Nach der manuellen Eingabe von 2 Positionen wird der Weg zwischen beiden Orten per Routenführung angezeigt.
  • Stufe 4:       Nach der manuellen Eingabe einer Position wird diese automatisch ausgewählten Freunden mitgeteilt und die Anwendung zeigt den direktesten Weg sie zu treffen.
  • Stufe 5:       Die Anwendung bestimmt die Position automatisch per GPS, richtet die Karte automatisch anhand des eingebauten Kompasses neu aus und zeigt Vorlesungen und andere Veranstaltungen in nahen Gebäuden an oder weiß, ob die Mensa gerade geöffnet hat.

Die Stufen unterscheiden sich teilweise lediglich durch einen anderen Blickwinkel auf die gleiche Tatsache (Stufen 0 und 1) oder technische Details in der Umsetzung (sowohl Stufen 2 und 3 als auch Stufen 4 und 5). Die Einordnung von Jeremy Monat in dieser Form ist nicht geeignet, um sie als Maßstab für die Erarbeitung der Anforderungen zu nutzen.

Rangordnung für Smartphone-Anwendungen

Die Idee mobile Anwendungen nach ihrer Komplexität zu ordnen ist hingegen sinnvoll. Auf Grundlage von Jeremy Monats Hierarchie wurde im Rahmen dieser Arbeit folgende vereinfachte Klassifikation für Smartphone-Anwendungen erarbeitet:

  • Klasse 1:     Die Anwendung erzeugt keinen zusätzlichen Nutzen
    Für den Anwender macht es keinen gravierenden Unterschied, ob er sich die Information auf einem Blatt Papier ausgedruckt oder notiert hat oder ob er diese in seinem Smartphone hinterlegt hat.
    Beispiel: Die Anwendung zeigt zu Hause vorbereitete Notizen zum Weg auf dem Campus an.
  • Klasse 2:     Die Anwendung verstärkt den Nutzen der Information
    Der Anwender erhält durch die Anwendung auf seinem Smartphone einen zusätzlichen Nutzen, den er mit traditionellen Mitteln nicht hätte erreichen können.
    Beispiel: Die Anwendung zeigt eine stufenlos zoom- und verschiebbare Karte des Hochschulcampus.
  • Klasse 3:     Die Anwendung ermöglicht den Nutzen der Information
    Dem Anwender werden durch die Anwendung Informationen nutzbar gemacht, die ohne das Smartphone für ihn nicht verfügbar gewesen wären.
    Beispiel: Die Anwendung erkennt die Position des Studierenden und zeigt automatisch den relevanten Kartenausschnitt an.

Im Vergleich zu der der zuvor vorgestellten Hierarchie von Monat sieht man, dass jeweils zwei aufeinander folgende Stufen miteinander verschmolzen sind. Dadurch sind die zuvor bemängelten Unklarheiten verschwunden und eine sinnvolle Einordnung von mobilen Anwendungen ist möglich.

Wird diese Klassifikation weiter analysiert um Anforderungen daraus abzuleiten, wird erkennbar, dass für die Klassen 2 und 3 jeweils bestimmte Funktionen zur Verfügung stehen müssen:

  • Klasse 2:     Nutzung der Softwarefunktionen des Smartphones: berechnen, dynamisch anzeigen, nachladen etc.
  • Klasse 3:     Zugriff auf die Hardwarefunktionen des Smartphones: Positionsbestimmung, Kamera, Tonausgabe etc.

Damit eine plattformübergreifende Anwendung in die gleiche Klasse wie native Anwendungen eingeordnet werden kann, benötigt sie Zugriff auf so viele Software- als auch Hardwarefunktionen des Smartphones wie möglich.

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